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Geschichte

Das heutige Amtsgericht Biberach befindet sich im Gebäude eines ehemaligen Franziskanerinnenklosters. Bereits seit dem 14. Jahrhundert hatten die "Schwestern in der Claus" in Biberach gewirkt. 1365 hatte die die Witwe Adelheid Schnellin ("Konzen Schnellen hinterlassene Wittib") ein Haus für 5 weltliche Schwestern gestiftet. Dieses nach wechselvoller Geschichte 1945 bei einem Bombenangriff zerstörte "Seelhaus" in der späteren Bahnhofstraße war Ausgangspunkt wachsender Unternehmungen der Schwestern, die sich 1468  "unter die Aufsicht des Ordens St. Franziski und der Stadtbehörden begeben" haben.

Die Pflummerschen Annalen stellen dies in Kurzform wie folgt dar:  "1365 war das Seelhaus der Aufenthalt von 5 Schwestern, deren Zahl sich vermehrte und die dann 1467 ein ander Haus kauften und dorthin ein Kloster bauten."

Das 1467 gekaufte Haus dürfte das spätere Eichamt und heutige Finanzamt (Alter Postplatz 6) gewesen sein, das man "bei den von Essendorfs und Heinrich und Hans den Wollschlagern um 45 Pfd. Heller" gekauft hatte.

Nach zahlreichen (und in der Stadt nicht unumstrittenen) Grundstückszukäufen wurde 1697 schließlich der Grundstein für das Klostergebäude gelegt, in dem sich heute das Amtsgericht befindet. Nach Dafürhalten des dem Vorhaben gar nicht wohl gesinnten Biberacher Rats war dies ein Gebäude, das mehr einer Abtei gleichsah als einer Klause. Am 27. Juni 1697 fand aus Anlass der Grundsteinlegung eine Prozession von der Pfarrkirche aus statt. Daran nahm "mit großer Solemnität" der Prälat von Schussenried, "Fürstl. Costenzenscher Abgeordneter usw.", teil.

Zugleich wurde der Grundstein für eine dem Klostergebäude angebaute Kirche gelegt (siehe Bild unten). Nachdem im Rahmen der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts das Kloster 1806 aufgehoben und kurzzeitig in eine Kaserne verwandelt worden war, zog schließlich 1812 die Post ein. Bereits zuvor war die Franziskanerinnenkirche abgerissen worden. Erst seit diesem Abriss ist der Alte Postplatz wirklich ein "Platz" in der heutigen Form.

Das 1819 von Fürst Thurn und Taxis erworbene Gebäude ging schließlich 1851 an den Staat über und beherbergt seit dieser Zeit das Biberacher Gericht. Bis zum Beginn der 2000er-Jahre wurde es auch noch in Teilbereichen vom staatlichen Hochbauamt genutzt. Inzwischen ist das Amtsgericht Biberach alleiniger Nutzer des Gebäudes. 

Nach 2 aufwändigen Renovationsphasen erstrahlt das Amtsgericht Biberach seit Ende 2009 wieder in neuem Glanz. 8 Jahre lang, von 1969 bis 1977, wurden groß angelegte Renovierungsarbeiten an den Gebäuden Alter Postplatz 4 (Amtsgericht) und Alter Postplatz 6 (Finanzamt, früheres Eichamt) durchgeführt. In ihrer Ausgabe vom 8.12.1977 berichtet die Schwäbische Zeitung über diese umfangreichen Maßnahmen ("Der Schwestern "Claus" in neuem Glanz").  Weitere nahezu 2 Jahre Modernisierungs- und Erhaltungsarbeiten werden Ende 2009/Anfang 2010 abgeschlossen. Neben notwendigen Erhaltungsmaßnahmen an Fundament und Dachstuhl wurde den Erfordernissen einer modernen Behörde durch den Anbau eines Aufzugs Rechnung getragen.

Franziskanerinnenkloster mit Kirche

Bild: das 1697-1699 erbaute ehemalige Franziskanerinnenkloster

Sta. Maria de Victoria mit Kirchenanbau (Aquarell um 1800)

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